Lucky Luke räumt auf im Narren-Saloon
Mit freundlicher Genehmigung von Vanessa Schäfer und der Schwetzinger Zeitung. Zum Original.
Hockenheim im 19. Jahrhundert: Gesetzlosigkeit versetzt die Rennstadt
in Angst und Schrecken. Trapper treiben tagsüber ihr Unwesen. Gejagte
Verbrecher wie Jesse James und Billy the Kid machen nachts die Straßen
unsicher. Die örtliche Polizei ist machtlos. Selbst der Fanfarenzug weiß
sich nicht anders zu helfen, als Lucky Luke einzuschalten. Der Held des
Wilden Westens bekommt sie schließlich alle: die Furchtlosen, die
Halbstarken und die Narren des FZ-Kappenabends, die allesamt im
Stadtparksaal gefesselt wurden - von einem kurzweiligen Programm.
"Hoggemer Sauerkraut"
Der Schlachtruf "Hoggemer Sauerkraut" mochte in dieser Nacht nicht
verstummen, in der Lucky Luke (Steffen Kurzenhäuser), der Totengräber
(Vorsitzender Rainer Sass) und die gefürchteten Dalton-Brüder
stellvertretend für den FZ die Narrenschar regierten. Selbst der
Karnevalverein Reilingen, des CDG Viernheim sowie die beiden
Hockenheimer Karnevalsgesellschaften CC Blau-Weiss und HCG konnten sich
dieser nicht entziehen und ließen sich mitreißen in die Welt des
Gesangs, des Tanzes und des puren Vergnügens.
Bereits mit den Dudelsackcowboys Andreas Hambsch, Alfred Kupferschmid
und Kurzenhäuser war es um die Jecken geschehen. Der Schmelztiegel der
Traditionen brachte dabei zusammen, was ursprünglich nicht
zusammengehörte: Schottische Hochlandklänge und Trommelrhythmen
durchdrangen den Saloon, in dem die FZ-Jugend den Square Dance
gesellschaftsfähig machte.
Mit einem Angriff auf die Lachmuskeln warteten Guido Fey, Ole Jakubik
und Benjamin Wolf auf. Nach dem Motto "Eine Ohrfeige kommt selten
allein", stellten sie in einem Sketch die Philosophie des Schlags ins
Gesicht zur Schau. Dabei klatschte es nicht nur gewaltig auf der Bühne,
sondern auch unter den Zuschauern, die sogleich die erste Rakete des
Abends zündeten.
Dass beim Fanfarenzug der Jahresorden gewöhnlich mit einer Gabel
Sauerkraut serviert wird, ist Tradition. Dass selbst die drei
(Wackel)-Tenöre einen erhielten, spricht jedoch Bände. Der Auftritt von
Kay Preißler sowie Guido und Karsten Fey entpuppte sich als eines der
Highlights des Abends. Einen Körpereinsatz, wie er einem Pavarotti nicht
annähernd möglich ist, legten sie in ihre Darbietung hinein und stahlen
damit den Tänzerinnen des traditionellen Gardetanzes fast die Schau.
Beinwürfe, Spagatsprünge und ein Höchstmaß an Gelenkigkeit - was die HCG
und der KVR-Aktivengarde im Wilden Westen praktizierten, muss ihnen
erst einmal jemand nachmachen. Tanzmariechen Nina Vogel von der HCG
gelang dies. Grazil und elegant von der Elfe bis hin zur Hexe schwebte
sie in einer Soloperformance durch den Raum und verzauberte ihr Publikum
durch Anmut und Gefühl.
Da fielen die Hüllen
Aber auch in der Bütt waren Akteure zugange, die es mit ihren Versen
auf den Punkt brachten. Von der Rolle einer geplagten Ehefrau konnte
Jeanette Huck ein Lied singen und musste letztendlich doch erkennen: "So
viele Männer sind wirklich schlecht - awwa ohne Mann wär's mir a net
recht." Und umgekehrt genauso. Wie aufgeschmissen der Mann ohne seine
weibliche Gefährtin ist, machte Hannes Nowack in seiner Bütt "Averell,
Averell, was kochst du denn morgen?" klar. Das Jammern von Klaus Zizmann
konnte ebenfalls ein jeder nachvollziehen. Urlaubsreif? -- Nein, danke:
"Deshalb sag ich heute kess: Urlaubmachen, das ist Stress."
Einen Schmaus für die weiblichen Sinne bereiteten die vier
Schrewergartebuwe. Halbbekleidet machten sie die schönste
Shampoowerbung, die sich Frau wünschen kann. Das gegenseitige
Kopfeinseifen ließ die Damenwelt Kopf stehen. Die sich trocken
rubbelnden Freigelegten ebenso.
Aber auch die Herren kamen nicht zu kurz. Neben einem Ständchen der
FZ-Frauen, ließen diese auch die Hüllen fallen. Zumindest optisch
täuschend. In ihrem "Black Striptease" spielten die Tänzerinnen mit den
Effekten des Schwarzlichts, so dass die vermeintlich
splitterfasernackten Damen am Ende noch voll bekleidet waren.
Ihren Effekt hatten sie bei der Herrenschar jedoch erzielt, die
allmählich dem Höhepunkt des Abends entgegenfieberten: Dem Schautanz der
HCG und FZ-Tänzer, die das Parkett zum Krachen brachten. Schaurige
Stimmung keimte in der Performance auf, die mit Paartanzeinlagen und
Hebefiguren selbst für Lucky Luke zu einem neuen Abenteuer wurde - eines
im 21. Jahrhundert, in das die FZ-Stimmungskapelle abschließend
zurückholte.
Schwetzinger Zeitung
09. Februar 2010